Freitag, 3. Januar 2014

Eins auf die Ohren oder wunderbare Erinnerungen!

Da bin ich doch beim Aufräumen und "Herumnuschen" in alten CDs auf ein Ding gestossen, das mich immer wieder berührt hat und das zwischendurch vergessen ging, plötzlich wieder auftauchte, etwas verweilte, um wieder zu verschwinden:

Eine alte Michel Sardou Platte - inzwischen bereits auf einer CD verewigt.

Michel Sardou - En chantant
Nicht hinsehen, nur hören...

Musik gehört zu unserem Leben wie wohl kaum etwas anderes - wer von uns hat nicht an ganz viele Situationen im Leben eine Erinnerung, die mit Musik verbunden ist?
"Hörst Du, die spielen unser Lied!" - "Play it again, Sam!" Sätze, die wohl jeder schon mal gehört hat.

Ach, aber dieses Lied lässt mich jeweils wieder fünfzehn werden und in Erinnerungen schwelgen:
An einen wunderschönen Sommer am Genfersee, 1978. Ein Institut, das es heute noch gibt, damals eher bescheiden war und bloss wegen guter Beziehungen des Direktors und Besitzers, Fritz Sidler, die Töchter aus allerbestem Hause den Sommer über beherbergen durfte. Und so kam es, dass wir vier Schweizerinnen (heute würde man "Normalos" sagen, mit der grossen weiten Welt in Berührung kamen.
Ich teilte mein Zimmer mit Suad Ali al Atar, einer Grossnichte des damaligen Emirs as Sabah von Kuwait. Sie hatte noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen, bis zu unserem Ausflug nach Villars. Die beiden Töchter einer der reichsten Familien von Persien, der Taleighanis waren da, die elfjährige kaufte von ihrem Taschengeld, dem Vater zum Geburtstag, bei van Cleef & Arpels in Genf juwelenbesetzte Manschettenknöpfe.  Und das Mädchen, dessen Vater ein "Minister" in Haiti war, zeigte uns die Fotos ihrer 3 Zimmer im Hause der Eltern, sie hatte noch 4 Geschwister, die auch jeweils 2-3 Zimmer zur Verfügung hatten...
Und die zwei Schwestern aus Ägypten, zwölf und fünfzehn, die immer darum besorgt waren, dass die jüngere von beiden auch ja genug ass. Sie sollte zwei Monate nach der Rückkehr aus dem Institut heiraten - und der zukünftige liebte dicke Mädchen. Mehr wusste sie nicht von ihm.
Reem as Sabah, eine Tochter des Emirs von Kuwait, verschenkte jeweils am Wochenende, bevor sie abgeholt wurde für den Besuch einer Moschee, etwa ein Pfund an Goldarmreifen an die Angestellten, weil sich das so gehörte.
Unsere Italienerinnen weinten bei der Nachricht vom Tode von Papst Paul VI, lachten bei der Wahl von Johannes Paul I und schrieben verzweifelte Briefe an die neuen Freundinnen in aller Welt nach dessen viel zu frühem Tod, kurz nach diesem Sommer.
Aber auch die etwas normaleren Mädchen waren häufig aus besten Familien aus dem nahen und fernen Ausland und noch lange Jahre hatte ich mit einigen einen guten Briefkontakt gepflegt und bei einigen gab es sogar gegenseitige Besuche.

Was war das für ein langer, wunderbarer Sommer!
Morgens Unterricht und nach dem Mittagessen gab es Tennis oder Wasserskifahren, Ausflüge und Abends (unter Aufsicht natürlich) ging es ins Konzert. Am Montreux-Jazz-Festival erlebte ich Ray Charles und Miriam Makeba live (dank Suad) und eines frühen Abends spielten die Musiker von Stan Getz auf der Casino-Terrasse.


Die Knigge-Stunden waren nirgends so unterhaltsam und gleichzeitig wirksam lehrreich. Das Französisch nirgendwo gepflegter und das Institutsessen schmeckte nirgends besser als im "Surval". 
Niemals war der See so wunderbar, zauberhaft und in Clarens fühlte man sich stets ein bisschen edler als anderswo. Nirgends konnte man vom Schlafzimmer aus die Damenprominenz, die in die berühmte Clinique "La Prairie" einkehrte, besser beobachten als von hier. Wen haben wir da alles gesehen...!
Nie mehr schmeckte das Eis so köstlich wie an den Ufern des Lac Léman und nie wieder war die Welt so klein und so gross zugleich.

Und es sprudelt nur so an Erinnerungen - bloss, weil wir jeweils unter anderem mit Michel Sardous Song "En chantant" geweckt wurden...

Leg' eine alte Platte auf oder schiebe eine CD ein, von der Du weisst, dass da ein Lied ist, dass die Erinnerungen sprudeln lässt; lehne Dich zurück und geniesse Deinen Ausflug in die Vergangenheit!

PS. Der vielgeliebte Direktor ist vor drei Jahren verstorben; das Institut Surval ist weitergezogen - nach Montreux Glion in die edlen Räumlichkeiten des ehemaligen Hotels Mont-Fleuri; und die Clinique "La Prairie" ist nun Besitzerin der alten Gebäude des Instituts, total veredelt...



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