Dienstag, 7. Januar 2014

Die Möwen!

Erinnert sich wohl noch jemand an Christian Morgenstern?
Bei meiner Mutter im Büchergestell stand ein kleines, dickes Buch mit sämtlichen Galgenliedern und ich liebte schon als Dreizehnjährige diesen speziellen Stil, das leicht Makabre, die kleine Schwermut, die in einigen Zeilen steckte, aber ganz besonders der tiefgründige Humor in Reimen. Mein Deutschprofessor an der Kantonsschule liebte es, mich manchmal mit meiner, zugegeben etwas speziellen, Vorliebe zu necken.
Vermutlich kennen die meisten, ohne über die Quelle informiert zu sein, das liebe Wiesel, das nur um des Reimes Willen auf dem Kiesel sitzt. Ich aber liebte, und kann noch heute einige dieser Gedichte auswendig wie beispielsweise den Lattenzaun, das Mondkalb, den Raben Ralf, Fisches Nachtgesang, die betenden Rehlein, Bim Bam Bum und das grosse Lalula.
Eines dieser Lieder muss sich der Göttergatte immer mal wieder anhören. Auch, aber nicht nur, weil wir an einem See wohnen; nein, ganz besonders dann, wenn wir ans Meer fahren und irgendwo an einem Strand plötzlich - eine Möwe herumspaziert...
 
Möwenlied.
Die Möwen sehen alle aus
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.

Ich schieße keine Möwe tot,
ich laß sie lieber leben -
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.
 
O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.
 
 
Heute Morgen, auf der frühen Fahrt von Walchwil nach Zug, musste ich in Oberwil, direkt am See, kurz an- und innehalten und der Möwen Schauspiel, das wir sonst eher von Starenschwärmen kennen, bewundern:
Da waren gegen 100 Möwen, die sich in einem Riesenschwarm, künstlerisch gekonnt, mal über dem See, dann über der Strasse und dem nahen Feld, mit grossen und kleinen Loopings, auf und ab bewegten, einem wunderschönen, leichten, weiss-grauen Wattebausch ähnlich. Wild flatternd jedoch setzten sie plötzlich auf dem Feld auf, um nur Sekunden später wieder als Einheit abzuheben und über den See hinweg zu entschwinden.
Wunderschön und leicht beflügelt begann also mein Tag!



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